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Bautrocknung

Rohbau

Trocknung der Wände vor der Auftragung von Innenputz

In der Rohbauphase, vor allem bei einer massiven Bauweise, wird durch Niederschläge und manchmal auch Schnee, gerade, wenn noch keine Zimmer- und Dachdeckerarbeiten erfolgt sind oder das Bauobjekt noch nicht richtig dicht ist, viel Feuchtigkeit in das Mauerwerk eingetragen. Vor allem Porotonsteine sind hydrophil, saugen also Wasser gerne auf und geben die Feuchtigkeit dann langsam wieder an die Atmosphäre ab. Sind die Wände noch sehr nass, kann eine natürliche Trocknung sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Früher war das Sprichwort, dass ein Rohbau mit Dach einen Winter lang stehen soll, damit das Mauerwerk genügend Zeit hat, wieder Feuchtigkeit abzugeben. Diese Weisheit ist auch heute noch richtig und schützt Sie vor späteren Schäden durch zu hohe Restfeuchte. Allerdings gibt es auch das Sprichwort „Zeit ist Geld“ und der Trend geht heute immer mehr dazu über, die Immobilie möglichst schnell bezugsfertig zu machen, um möglichst schnell Miete einzusparen oder vermieten zu können.

 

Sobald der Innenputz aufgebracht werden soll, sollte gerade bei Porotonsteinmauerwerk das erste mal darüber nachgedacht werden, ob ein Trocknung notwendig sein könnte. Ist der Stein noch zum Teil dunkel verfärbt, deutet es darauf hin, dass der Porotonstein noch Wasser in sich speichert. Spätestens dann wird ein Fachunternehmen für Innenputzarbeiten das Auftragen des Putzes verweigern. Sollten die Steine nicht mehr verfärbt sein, also auf der Innenseite vermeintlich trocken sein, bedeutet dies nicht unbedingt, dass der Stein komplett trocken ist. Ein Porotonstein mit seinen Luftkammern kann auch im inneren noch feucht sein, wenn zum Beispiel Wasser in den Luftkammern stand. Dies kann besonders in den unteren Mauerschichten der Fall sein. Um diese Feuchtigkeit im inneren des Steins zu identifizieren, müsste man den Stein anbohren und eine Messung durchführen. So eine genaue Untersuchung der Restfeuchte im Mauerwerk sollten Sie mit der Fachfirma für Innenputzarbeiten besprechen, ansonsten bleibt es oft bei der optischen Begutachtung der Innenwände. Ist der Innenputz erst aufgetragen, hat es der Porotonstein nicht mehr so leicht seine Feuchtigkeit an die Umgebungsluft abzugeben. Da von außen dann meist auch schon eine Klinker-, Putz- oder andere Schicht sitzt, kann die Feuchtigkeit nur deutlich langsamer aus dem Stein wandern. Im schlimmsten Fall führt das zur Schimmelbildung, die oftmals erst dann auftritt, wenn das Gebäude schon bewohnt wird.

 

Für die Trocknung der Wände vor den Innenputzarbeiten hilft natürlich häufiges Lüften, vor allem an Tagen mit niedriger Luftfeuchtigkeit (trockene und am besten auch warme Tage). Die Trocknung kann des Weiteren noch durch elektrische Heizlüfter beschleunigt werden. Denn: Je wärmer die Luft, umso mehr Wasser kann diese aufnehmen. So kann man es auch dem Moullier-Diagramm für feuchte Luft entnehmen. Die relative Luftfeuchtigkeit sinkt bei Temperaturanstieg bei gleichem absolutem Wassergehalt in der Luft. Je geringer die relative Luftfeuchtigkeit, umso schneller wandert Wasser aus dem Stein heraus, da die Luft weitere Feuchtigkeit aufnehmen möchte. Richtet man einen Heizstrahler auf eine Wand, so wird durch das physikalische Prinzip der Wärmeleitung die Wärme in den Stein transportiert. Es entsteht ein Wärmegefälle vom inneren der Wand steigend in Richtung Wärmequelle und die Feuchtigkeit wandert in diese Richtung vom inneren des Steins bis zur Umgebungsluft zwischen Stein und dem Heizlüfter. Gleichzeitig sorgt der Ventilator des Heizlüfters für Luftzirkulation, was den Stofftransport noch einmal zusätzlich begünstigt. Heizlüfter sind also eine wirksame Möglichkeit, Feuchtigkeit in dem Mauerwerk zu reduzieren. Jedoch ist ein großer Nachteil, dass die Heizlüfter schnell mal 2 oder mehr Kilowatt elektrische Leistung benötigen und nur Segmente des Mauerwerkes deutlich erwärmen. Da das Dach noch nicht gedämmt ist (sollte erst nach der Estrichtrocknung erfolgen, sonst haben Sie Feuchtigkeit in der Mineralwolle), wird es auch schwierig die Temperatur im ganzen Gebäude so anzuheben, dass andere Mauern, die nicht von dem Heizstrahler direkt erfasst werden, deutlich zu erwärmen. Auch muss in jedem Fall regelmäßig gelüftet werden. Steigt die relative Luftfeuchte auch 100%, ist die Luft Wasser-gesättigt und nimmt keine Feuchtigkeit mehr auf. Die Luft nimmt dann am Heizgerät die Feuchtigkeit auf und wird diese an kälteren Stellen dann wieder verlieren (Kondensation). Dann herrschen im Gebäude tropische Verhältnisse. Durch regelmäßiges Lüften wird die relative Luftfeuchtigkeit dann wieder reduziert. Sofern die Luftfeuchtigkeit draußen an regnerischen Tagen ähnlich hoch ist, ist das Lüften aber nicht sinnvoll, dann sollte man die Heizgeräte ausstellen.

 

Fazit: Heizlüfter zur Trocknung sind kostspielig. Gerade auch, weil Baustrom gegenüber normalem Hausstrom recht kostspielig ist. Es muss regelmäßig gelüftet werden.

Achtung: Verwenden Sie niemals eine Heizung mit Verbrennung! Holz oder auch Gas bestehen hauptsächlich aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Bei der Verbrennung werden diese Stoffe unter anderem in Kohlenstoffdioxid und Wasser umgewandelt. Sie holen sich damit also weitere Feuchtigkeit ins Haus!

 

Eine weitere beschleunigende Maßnahme zur Entfeuchtung der Wände stellen Luftentfeuchter (Bautrockner) dar. Die Luftfeuchtigkeit in Räumen kann mit professionellen Geräten deutlich herabgesenkt werden. Das Konzentrationsgefälle zwischen Wassergehalt des Steins und Wassergehalt in der Luft wird größer und begünstigt die Abgabe von Feuchtigkeit vom Stein an die Luft. Leistungsstarke Geräte sind meist mit weniger als einem Kilowatt elektrischer Leistung betreibbar und entziehen der Umgebungsluft bei einem recht feuchten Bau durchaus mal 10-50 Liter pro Tag.

 

Achtung: Beim Betrieb eines Luftentfeuchters bleiben die Fenster geschlossen! Sonst holen Sie sich immer neue Luftfeuchtigkeit von außen ins Haus die dann mit dem Luftentfeuchter kondensiert wird. Den Wänden / Böden wird die Feuchtigkeit dann nur bedingt entzogen.

 

Die Kombination mit einem Heizlüfter begünstigt, durch den dann höheren Wassergehalt in der Luft, durch die verbesserte Luftzirkulation und durch die Bestrahlung einzelner Wände, den Trocknungseffekt eines Luftentfeuchters.

 

Trocknung des Estrichbodens

 

Estrichböden sind im Wohnungsbau sehr weit verbreitet. Sie dienen dazu, Ungleichmäßigkeiten im Betonboden auszugleichen und beherbergen die Bodendämmung sowie die Fußbodenheizung. Es gibt verschiedene Estricharten, oft ist aber von Fließestrich oder Zementestrich die Rede. Diese und vor allem die erstgenannte Estrichart, bringen naturgemäß sehr viel neue Feuchtigkeit in das Gebäude. Bei vorhandener Fußbodenheizung gibt es Aufheizprogramme, die eine Estrichtrocknung sehr gut beschleunigen können. Wenn genügend Zeit vorhanden ist und auch regelmäßig gelüftet wird, ist dies oftmals ausreichend.

Bei einem Estrich ohne Fußbodenheizung kann es ohne Hilfsmittel sehr langwierig werden, diesen zu trocknen. Gerade Kellergeschosse werden meist ohne Fußbodenheizung realisiert, sind auch oft kälter als die anderen Geschosse und haben nur beschränkte Lüftungsmöglichkeiten über kleine Lichtschächte oder über die Treppe nach oben. Der Prozess der Feuchtigkeitsabgabe des Estrichbodens an die Umgebung ist dann sehr zeitaufwendig. Daher ist eine Beschleunigung der Trocknung durch Hilfsgeräte (Bautrockner, Heizlüfter) sinnvoll. Hier gelten auch wieder die Erläuterungen aus dem vorherigen Artikel (Trocknung der Wände vor der Auftragung von Innenputz). Bei der Trocknung des Estriches sei aber geraten, den Empfehlungen des Estrichverlegers zu folgen. Zu frühes Trocknen kann zu Rissen im Estrich führen!

Maßgeblich für die jeweilige Wartezeit bei der Estrichtrocknung bis zur Verlegung des Bodenbelages ist die Restfeuchte am und im Estrich. Den zulässigen Restfeuchtewert erhalten Sie von Ihrem Bodenverleger oder vom Bodenbelag-Lieferanten, sofern Sie den Boden selbst verlegen. Ist der Estrich nämlich noch zu feucht und der Bodenbelag wird frühzeitig verlegt, so kann dies zu ernsthaften Problemen führen. Gerade bei Einsatz von Vinyl mit Trittschalldämmung, aber auch bei Laminat, Parkett oder Fliesen, hat die Feuchtigkeit aus dem Estrich kaum noch eine Chance, an die Atmosphäre abgegeben zu werden. Der Bodenbelag, zum Beispiel aus Holz, kann aufquellen, genauso wie Fußleisten aus Holz. Ebenfalls kann sich Schimmel bilden, der vielleicht erst entdeckt wird, wenn schon über einen längeren Zeitraum in dem Objekt gewohnt wird. Nach längeren Zeiträumen handelt es sich dann oft schon um gefährliche Schimmelarten, die über kleine Fugen oder im Bereich der Sockelleisten giftige Sporen an die Umgebungsluft abgeben können. Solche Schäden lassen sich dann nur noch sehr aufwendig beheben, im aller schlimmsten Fall muss neben dem Bodenbelag auch der Estrich (zum Teil) entfernt werden.

Daher: Lieber länger warten und ggf. Hilfsmittel zur Beschleunigung verwenden, um einem nachträglichen Baufeuchte-Schaden vorzubeugen.

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